Bonprix kämpft mit KI gegen Betrugsversuche

“Selbermachen” lautet bei der Otto-Gruppe erneut die Devise. Statt auf externe Dienste zu vertrauen, hat das Unternehmen jetzt eine eigene KI-Lösung zur Bekämpfung von Online-Betrug entwickelt.

Bei Modehändler Bonprix setzt Otto bereits seit einiger Zeit auf Mechanismen aus dem Bereich der künstlichen Intelligenz. Anwendungsfelder sind hier die Sortimentsplanung und die Größenberatung der Kundinnen und Kunden. Nun vermeldet das Unternehmen auch Erfolge an einer ganz anderen Front. Mittels KI sollen Betrugsversuche im Onlineshopping besser erkannt werden. 

Betrugsversuche in drei Stufen erkennen

Wie Otto erklärt, ruht der Prozess zur Erkennung von Betrug auf drei Säulen:

  • Zum Einsatz kommt eine regelbasierte Software von Risk Ident (gehört zur Gruppe). Die Software prüft Transaktionen anhand von verschiedenen Daten. Dazu gehören bereits vorhandene Transaktionen, geräteabhängige Informationen und Geodaten. Soweit kein Hexenwerk und auch leidlich bekannt. 
  • Die zweite Säule bilden die Mitarbeitenden. Spezialisten überprüfen hier manuell mögliche Verdachtsfälle. 
  • Die dritte Säule schließlich besteht aus einer Anwendung, die auf Machine Learning basiert. Ein eigens entwickeltes Modell überprüft hier das Verhalten der Nutzerinnen und Nutzer während der Shopping-Session, um Betrugsabsichten zu erkennen. 
Mit KI geht Otto bei Bonprix gegen Betrugsversuche vor. © Bonprix

Otto geht hier, verständlicherweise, nicht zu sehr ins Detail, es dürfte sich dabei aber um eine Strategie handeln, die auf Behavioural Analytics setzt. Beispielsweise geht ein Betrüger, der ein Benutzerkonto übernommen hat, anders als der legitime Kunde vor. Eine solche KI-Unterstützung gegen Betrugsversuche bietet beispielsweise auch CRIF Bürgel mit dem Produkt Hybright

Wie Otto mitgeteilt hat, arbeitet das Unternehmen bereits seit zwei Jahren an dem System. Im März 2019 wurde das Modell mit historischen Informationen trainiert. Optimiert wurde die Lösung dann im Coronajahr 2020. Denn durch den einsetzenden Shopping-Boom gab es zahlreiche neue Transaktionsdaten und Verhaltensmuster, die bisher als Betrugsversuche eingestufte Muster überlagerten. Die KI konnte indes schnell an die neuen Situationen angepasst werden. 

Konsequent in Hinblick auf den Payment-Dienst

Ein solches KI-System dürfte sich auch noch in einem anderen Umfeld als nützlich erweisen. Denn Otto möchte ja wieder in das Thema Payment einsteigen. Obschon es seit der Ankündigung der Pläne auch wieder still geworden ist. 

Bei der Zahlungsabwicklung herrscht im Konzern das Blinker-Prinzip. Mit dem mobilen Payment Yapital war Otto ein bisschen früh dran und zog dann die Reißleine. Und auch bei Ratepay war Otto recht früh dran, als es das junge Unternehmen 2010 übernahm, aber vor vier Jahren wieder verkaufte.

Stephan Lamprecht

Ist als Journalist mit dem Schwerpunkten Tech und Retail unterwegs. Arbeitet aber auch für Agenturen aus unterschiedlichen Branchen zu vielen Themen, vorzugsweise in Tech, Payment, E-Commerce, Insurtech und Versicherungen. Er ist hier Gründer, Chefredakteur, Systemadmin und Datenschutzbeauftragter in einer Person.

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