Walmart übernimmt Zeekit

Der Zweikampf zwischen Amazon und Walmart um die Vorherrschaft auf dem amerikanischen Markt geht in die nächste Runde. Nachdem eine Erhebung von Wells Fargo vor wenigen Wochen Amazon auch offiziell zum größten Bekleidungshändler (nicht Mode!) der USA ausrief, rüstet Walmart jetzt technologisch nach.

Wie Walmart am Donnerstag verkündete, übernimmt der Konzern für eine nicht genannte Summe das Startup Zeekit aus Israel. Das Unternehmen hat eine virtuelle Anprobe entwickelt. Den „Virtual Fitting Room“ von Zeekit will Walmart in den Online-Shop integrieren. Damit würde Walmart in dieser Hinsicht vor Amazon liegen. 

Amazon setzt bei den Größenempfehlungen ebenfalls auf Algorithmen. Dabei berücksichtigt der Händler die Kaufhistorie und die Rückgabegründe anderer Kunden. Eine mit einer virtuellen Anprobe vergleichbare Funktion hat Amazon auf der Website aber nicht integriert. 

Anders die Lösung von Zeekit. Das 2013 in Tel Aviv gegründete Unternehmen bietet Händlern eine eigene Lösung an, um Größenempfehlungen abzugeben und die Retourenquote zu senken. Mit Asos gewann das junge Unternehmen 2018 einen namhaften Kunden. Das bisherige Funding ist mit 9 Mio. Dollar indes doch recht überschaubar.

Zeekit soll personalisiertes Einkaufserlebnis ermöglichen

Walmart verspricht sich durch den Einsatz von Zeekit den Kundinnen und Kunden ein besseres und personalisiertes Einkaufserlebnis zu bieten. Dabei will sich der Konzern aber vornehmlich zunächst auf Eigenmarken fokussieren. Bereits von Anfang an werden auch Artikel aus den Kollektionen von Levi’s und Champion in der virtuellen Anprobe dabei sein. 

Damit die KI von Zeekit in Echtzeit Empfehlungen aussprechen und das Produkt virtuell präsentieren kann, muss die Kundschaft ein Foto von sich hochladen. Wahlweise besteht auch die Option, aus einer Reihe von virtuellen Models zu wählen, um sich anschließend das gewünschte Kleidungsstück anzusehen.

Also Zukunftsvision sieht Walmart in Zeekit die Basis für einen virtuellen Kleiderschrank. Aus dem lassen sich dann unterschiedlichste Stücke miteinander kombinieren.

In Zeekit ist auch eine Social-Komponente integriert: Dazu teilen die Nutzerinnen und Nutzer die Bilder der virtuellen Anprobe mit Freunden und Bekannten. So holen sie sich auf Wunsch auch eine zweite Meinung ein. 

Die Gründer und Mitarbeiter von Zeekit bleiben auch nach Abschluss der Übernahme weiter an Bord. Mal schauen, ob Amazon auf diese strategische Übernahme reagieren wird.

Stephan Lamprecht

Ist als Journalist mit dem Schwerpunkten Tech und Retail unterwegs. Arbeitet aber auch für Agenturen aus unterschiedlichen Branchen zu vielen Themen, vorzugsweise in Tech, Payment, E-Commerce, Insurtech und Versicherungen. Er ist hier Gründer, Chefredakteur, Systemadmin und Datenschutzbeauftragter in einer Person.

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